In diesem Entwicklungsroman erinnert sich der Protagonist Elmar Redlich verschiedener Ereignisse seines Lebens. Dabei macht er eine merkwürdige Beobachtung: Je mehr die Vernunft im Laufe seines Lebens bei ihm die Oberhand gewinnt, desto hartnäckiger meldet sich der irrationale Gedanke, sein Leben sei letztlich von einer anonymen Schicksalsmacht, der er ausgeliefert ist, beeinflusst, und zwar nach Maßgabe seiner Schuld. Gleich am Anfang taucht dieses irrationale Phänomen in Gestalt seltsamer, wiederkehrender Träume auf, in denen ihm ein Mädchen namens Ulrike D., eine flüchtige Bekannte seiner Jugendzeit, erscheint; manchmal auch geistert ein junger, unbekannter Mann durch diese Träume. - Eine Reise in die alte Heimat stellt Elmar eine Wiederbegegnung mit seiner früheren Verlobten Julia in Aussicht. Seine Alpträume bringt Elmar mit dem einstigen Zerwürfnis zwischen Julia und ihm in Verbindung. Da seine Ehe mit Lisi in einer Krise steckt, tröstet ihn ein wenig das Empfinden, Julia wolle zu ihm zurückkehren und ihm eine neue Heimat ermöglichen. - Das Motiv der Schuld taucht weiter in zwei Ereigniskomplexen gleich am Anfang auf: einmal erinnert sich Elmar einer Katastrophe seines Lebens, wo er einmal fürchterlich unter die Räder kam. Er führt diesen ?Absturz? auf eine Strafe Gottes zurück; doch außer irgendwelcher ?Unkorrektheiten? fällt ihm als ?Schuld? nichts weiter ein. Zum anderen denkt er an ein Gemälde, das ein Ereignis aus der Kleistnovelle ?Bettelweib von Locarno? darstellt. Auch hier wird ein Mensch vom Schicksal heimgesucht, aber eine Schuld des Mannes ist kaum ersichtlich, obwohl dem Leser der Novelle eine solche Schuld nahegelegt wird. Bevor es zur erneuten Begegnung des Protagonisten mit Julia kommt, fährt dieser zu seinem Heimatdorf und wandert von dort zu einem See, wo einst das Wochenendhaus seiner Eltern gestanden hat. Hier treibt es seine Erinnerungen endgültig in die früheste Vergangenheit zurück, denn es interessiert ihn nach wie vor, warum er ständig von Ulrike D. und dem jungen, unbekannten Mann träumen muss. Er meint, durch Erinnern und Durchdenken könnte er eventuelle traumatische Ereignisse seiner Vergangenheit verarbeiten und die Alpträume so zum Schweigen bringen. - Es geht in diesem Roman außerdem noch um Elmars schrittweise Desillusionierung. Seine idealen Vorstellungen von edler Jugendfreundschaft, Mitmenschlichkeit und Altruismus, die er in einer christlichen Pfadfinderschaft kennen gelernt und zu denen er sich als jugendlicher Idealist bekannt hat, werden schrittweise ad absurdum geführt, indem Elmar Kenntnisse vom wahren Wesen der Welt und der Natur des Menschen erhält. Dann fragt er sich, inwiefern seine Träumerei vielleicht ein Anruf seines Gewissens sein könnte, dass er sich durch Blauäugigkeit, Naivität und Ignoranz schuldig gemacht hat, weil er nicht frühzeitig den Nebel, der das wahre Wesen der Welt umgibt, durchstoßen hat.
Jedenfalls meint er, durch gezieltes Erinnern einen Heilungsprozess bei sich in Gang setzen zu können.