Heute ist mir durch den Kopf gegangen, wie es wäre, wenn ich mal meine Rumänienreisen be-schreiben würde. Ich war vor langer Zeit siebenmal dort.
Medias, Sibiu, Cluj, Costinesti - klingende Namen, fremde Namen ? das war in den siebziger Jah-ren. Ich war siebzehn, zwanzig, zweiundzwanzig. Habe einiges erlebt, vieles vergessen, aber manche Bilder und Episoden leben noch in mir: Der cioban, der Schafhirte, der im Scheinwerferlicht auftaucht. Es ist eine einsame, gottverlassene Gegend im Karpatenvorland. Das Auto ruckelt über Schlaglöcher. Die Straße kann sich nicht entscheiden: Will sie aus Asphalt sein, aus Schotter oder aus Lehm? Die Lichtstrahlen fallen für einen Moment in eine Wiese hinein und da steht er hinter einer Kurve. Auf einen knorrigen Stab stützt er sich, gebeugt unter der Last des zotteligen Schaffellmantels. Schlapphut, langer Bart und ein Hund an seiner Seite, hinter ihm schwarzes Gebüsch ? alles da. Eine Erscheinung aus dem Mittelalter. Ein rumänischer Klassiker. Ob er heute noch da steht?
Rumänien ist inzwischen in der EU. Ein offenes Land. Man sagt, sie bekämpfen sogar ernsthaft und mit einigem Erfolg die Korruption. Schade eigentlich. Aber für das Land sicher gut.