Reinmar der Alte galt lange als konventioneller Minnesänger, Walther von der Vogelweide hingegen als Neuerer der Gattung, als enfant terrible. Die Fehde, die aus der unterschiedlichen Auslegung der Minnesangregeln entstand, betrachtete man häufig aus der Sicht und zugunsten des bekannteren Walthers. Tatsächlich jedoch liegt in der Fehde zwischen den beiden Sängern ein besonderer Fall vor, denn hier bewegte sich nun Walther in den konventionellen Bahnen des Minnesangs und Reinmar dichtete weit innovativer. Aber inwieweit verstieß Reinmar wirklich gegen Traditionen? Und inwiefern nimmt Walther in seiner Antwort auf dieses Gedicht dazu Stellung? Diesen Grundfragen geht die Arbeit Greiners nach, indem sie nach einem knappen biographischen Überblick die Gedichte beider Sänger analysiert, interpretiert und aufeinander bezieht. Der Aufsatz beschäftigt sich neben der Schachthematik auch mit der fast unklärbaren Frage nach der Adressatin, an die sich Reinmars schmeichelhaftes Gedicht wohl richtet.