Der vielgerühmte deutsche Ordnungssinn, alle Schriftstücke, ungeachtet ihrer Bedeutung, aufzuheben, in Aktenordnern, akribisch abzuheften und damit für die Ewigkeit zu archivieren, sollte auch den kleinen Sachbearbeiter in der Stadtverwaltung einer kleinen Stadt im Norden Deutschlands letzten Endes überführen. Denn alle ehemaligen inoffiziellen Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit, kurz MfS oder verächtlich auch Stasi genannt, hatten genau diese Gemeinsamkeit. Dabei spielte es überhaupt keine Rolle, ob der Betreffende freiwillig, überzeugt, erpresst oder für Geld in die Dienste des verhassten Ministeriums eingetreten war.
Diese traurige Vergangenheit lagerte, falls nicht noch kurz vor dem Ende der DDR vernichtet, in einigen Archiven an verschiedenen Standorten in den neuen Bundesländern. Es handelte sich um Hunderttausende Aktenordner und A5 große Karteikarten. Letztere enthielten neben dem Decknamen, auch den Klarnamen des betreffenden IM. Das bedeutete für so einige Enttarnte, dass ihre berufliche Karriere in Politik und öffentlicher Verwaltung mit Rücktritt oder fristloser Entlassung endete.
Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sie seine düstere Vergangenheit aufdeckten, und das mit ungeahnten Folgen für dieses Land.