Julia, 1983 in Gmünd geboren, stellt mit fünfzehn das Sprechen in der Familie ein. Der Missbrauch durch ihren Bruder wird vom Vater gedeckt. Nur bei ihrer Lehrerin Tilla findet sie Unterstützung. Julias Schulprobleme kann auch sie nicht verhindern.
Mit zwanzig verlässt Julia das Elternhaus, studiert in Wien und lernt in einer Therapiegruppe Ernst kennen. In ihm findet sie ihren Wahlgroßvater und zeichnet seine Lebensgeschichte als NS-Opfer auf Video auf. Ernst bittet Julia stellvertretend für ihn seine erträumte Lateinamerikareise zu machen. Die Reisen nach Martinique, Argentinien, Chile, Peru, Bolivien und El Salvador erwecken ihr politisches Bewusstsein und ihre erste Liebe.
Kann sie ihr Kindheitstrauma überwinden?
Der Autor erzählt Julias Entwicklungsgeschichte und verwebt sie geschickt mit detailliert recherchierten historischen Tatsachen.
Das NS-Opfer Ernst Peter (vieles erinnert an die reale Figur des Friedrich Zawrel) hat zu Beginn dieses Jahrhunderts immer noch Angst vor dem NS-Arzt Friedrich Gross. Mit seiner Geschichte und Julias Reisen nach Lateinamerika, werden auch Teile der Geschichte des südamerikanischen Kontinents anschaulich entwickelt. Es entsteht ein authentischer Bericht.
Geschehnisse des Dritten Reiches und Auswirkungen auf Lateinamerika regen die LeserInnen zum Nachdenken an: Der Widerstand des Volkes der Mapuche, der Kriegsverbrecher Erich Priebke, oder das Folter-Camp ?Colonia Dignidad? des Deutschen Paul Schäfer in Chile, die Ustascha-Nachfolger in Bolivien, oder die ?Madres de Plaza de Mayo? in Buenos Aires, sie alle und einige mehr machen im Roman aus Julia eine historisch und global denkende Frau. Durch die Begegnung mit dem Finnen Yrjänä erlebt sie auch ihre sexuelle Befreiung.
Ob Julia durch ihre Entwicklung auch die alten Konflikte in ihrer Familie lösen kann, ist die Hauptfrage der spannenden Erzählung. Immer wieder erlebt sie, wie wichtig es ist miteinander zu reden, Kommunikationsfallen zu vermeiden.