Arbeit, Familie, Sex, so das Übliche war hohl geworden. War eigentlich immer schon keine Option, vor allem seit 68. Was dann? Ich tat mich Ende der Siebziger in München mit fünf Frauen und einem Kommunarden zusammen. Nicht wohnmäßig, sondern als virtuelle Sucher. Wie geht das richtige Leben im falschen? Wer bin ich? Wir verließen die Komfort-Zone und probierten viel aus, zerdepperten uns eine Gewissheit nach der anderen. Jedesmal brach danach die Hölle los: Eifersucht, die Hasskrallen, Angst vor Freiheit und Liebe stellten sich quer. Es ist wohl nicht einfach, ein Mensch zu werden.
So leitet die Autorin Christa Ritter dieses eBook ein. Sie beschreibt, wie Jutta, eine ihrer langjährigen Weggefährtinnen fortgeschrittenen Krebs bekam. Jutta würde kämpfen und entschied sich, nach Indien zu reisen. Meistersuche als Doku-Film-Projekt ihres Sohnes. Jutta suchte sich Sterbebegleiter: Rainer Langhans, sogar uns böse Schwestern, Brigitte und mich. Lesen Sie dieses Reisetagebuch, das unserer Generation den Spiegel vorhält.
LESERSTIMMEN
Alexander Wallasch:
Der Plot könnte nicht düsterer sein: Haremsdame Jutta Winkelmann hat Knochenkrebs mit Metastasen. Ihre Indienfahrt mit Rainer Langhans und den Haremsschwestern Christa Ritter und Brigitte Streubel versteht sie als finale Pilgerreise über die Styx? möglicherweise mit Hilfe eines indischen Meisters, der jedoch nie auftaucht? Diese Reiseerzählung ist überraschend lebensfroh und neugierig aufgeschrieben?
Detlef Kuhlbrodt:
Das Buch gefiel mir irgendwie, auch wenn es mich anfangs ein bisschen nervte. Vielleicht auch weil mich wunderte, wie eifersüchtig die Frauen aufeinander sind, wie sehr sie um Rainer?s Aufmerksamkeit konkurrieren. Wie viel Angst da ist. Obgleich sie nicht rauchen, keine Drogen nehmen, erfahrene Meditierer und Weltenbummler sind und sich vor allem teils schon seit 50 Jahren kennen und ihre Haremsgemeinschaft ja auch schon seit ungefähr 40 Jahren besteht.
Diese Unreife wirkt aber (zumindest in dem Buch) nicht so abgestanden, wie bei Leuten, die ihr ganzes Leben in ihrem Lieblingsjahrzehnt verbringen, sondern jugendlich.
Andreas Weinek:
Und da ist die Autorin selbst, die uneitel und ohne falsche Scham ihr Innerstes immer wieder nach außen kehrt. Der Konflikt der Frauen um Rainer Langhans, schonungslos ausgebreitet, in Dialogen erzählt. Eine Offenlegung von Gefühlszuständen, die erst mal irritiert. Sie wird einem nicht leicht gemacht, die Lektüre, nichts geschenkt.