Texte III: Mein Kollege und Freund Thom Delißen sagt:
?Das oberste Ziel eines jeden freiheits- und verantwortungsbewussten Menschen kann immer nur sein, Manipulation zu unterlaufen, Informationen zu beschaffen und zu veröffentlichen ...?
Und er hält sich daran. Unbeirrt von Kritikern und Mäklern, die die Augen verdrehen und genervt schnaufen, weil Delißen ?schon wieder? eine Geschichte vorgetragen hat, die vor allen Dingen
schmerzt, die uns satten Bürgern ins Herz tätowiert, dass es Teile auf der Welt gibt, in denen Menschen gequält werden, in denen Kinder verhungern, durch Landminen zerfetzt werden,
in denen bitterste Verzweiflung herrscht.
Und Delißen weiß, wovon er erzählt, weil er selbst die Welt bereiste.
Nicht als wohlhabender Tourist, nein, als Tramp. Er hat die Not erlebt, gesehen, in sein Innerstes genommen und schreibt davon.
Schreibt uns Geschichten unters Brustbein. Ja, sie tun weh. Aber wer sonst als die Schriftsteller können eine Lanze brechen für all das, was um uns herum passiert?
In Ray Bradburys Zukunftsvision ?Fahrenheit 451? darf man keine Bücher besitzen, da sie zu selbstständigem Denken anregen, das womöglich die Gesellschaft destabilisiere. Lesen gilt in dieser Utopie als Hauptgrund für nicht systemkonformes Handeln.
Eine Truppe dieses Staates verbrennt sämtliche Druckwerke, zum Teil auch deren Besitzer inklusive.
Es bildet sich eine Gruppe, die Bücher versteckt. Diese Dissidenten leben in den Wäldern und lernen die Bücher auswendig, um sie auf diese
Weise bewahren zu können.
Warum ich das erzähle? Weil mich Thom Delißen an die Geschichte erinnert.
Er schreibt literarisch gekonnt über Themen, die wir allzu gern vergessen möchten in unserem angenehmen Alltagsleben. Er lässt uns nicht vergessen, beißt sich fest. Darüber bin ich froh und danke ihm dafür.
Elsa Rieger