Martin Wauer, der einst überzeugte und nun desillusionierte DDR-Bürger, wollte mit Hilfe seines im Westen lebenden Vetters Robert über Ungarn nach dem Westen abhauen. In Budapest überlegt er es sich auf Grund eines Schlüsselerlebnisses beim Hören der Bach?schen h-moll-Messe anders und kehrt im August 1982 nach Berlin zurück. Er hat sich vorgenommen, sich aktiv für eine positive Veränderung des realen Sozialismus einzusetzen. Seine diesbezüglichen Erfolge bleiben jedoch gering.
Nach dem Machtwechsel in Moskau gewinnen unter Michail Gorbatschow Glasnost und Perestroika in der Sowjetunion an Fahrt. In der DDR beginnt das System der Herren Honecker und Mielke ernsthaft zu bröckeln. Als sich im Sommer 1989 Wauers Sohn Lothar seinerseits mit Freunden der unaufhaltsamen Ausreisewelle nach dem Westen anschließen will, treffen die beiden ein Abkommen: Lothar soll in diesen unsicheren Zeiten in der Heimat bleiben und der Vater wird sich den DDR-Bürgerrechtlern anschließen. Wauer gerät immer mehr in den Strudel der Ereignisse der so genannten Wende bis zum Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Schließlich kommt er auf Grund seines Engagements in die neue, erstmals frei gewählte, Volkskammer und von da in den 11. Deutschen Bundestag nach Bonn. Aber der bundesdeutsche Politikbetrieb stößt ihn immer mehr ab und schließlich kehrt er dem neuen, ?demokratischen Parlament desillusioniert und enttäuscht von den Ergebnissen der ?friedlichen Revolution den Rücken.
Der Insider Schultze, Kenner der wichtigsten Bürgeraktivisten und Ereignisse der ?Wende , schildert in ?Morgenrosa , wie schon in ersten Band ?Nachtmahre (1944 bis 1982) der geplanten Trilogie seiner Geschichte der noch Kriegsgeborenen in Mitteldeutschland, mit Ironie und Abstand das Leben eines DDR-Opportunisten in der Zeit von 1982 bis 1991, der sich einmal in seinem Leben bemühte, aus seiner passiven Haltung heraus zu treten und dabei persönlich politischen Schiffbruch erleidet.