Am Vormittag des 1. November 1755 wurde Lissabon von einem heftigen Erdeben heimgesucht. Die Stadt wurde zu über achtzig Prozent zerstört, die enormen Opferzahlen lassen sich nur schwer beziffern, man kann von ca. 30 000 Toten ausgehen.
Das Schicksal der portugiesischen Hauptstadt erregte großes Aufsehen, war Lissabon doch eine europäische Metropole und ein internationales Handelszentrum.
Das Erdbeben äußerte sich in drei heftigen Stößen, von denen bereits der erste die größten Schäden anrichtete, und beinahe unzählbaren Nachbeben in den folgenden Tagen und Wochen. Eine gigantische Flutwelle brachte den nächsten Schrecken und zusätzliche Verwüstung in die Stadt. Und schließlich wurde Lissabon von tagelangen Bränden malträtiert, welche ihren Ursprung hauptsächlich in den Küchen der Wohnhäuser und den brennenden Kerzen der Kirchen hatten; teilweise wurden sie aber wohl auch von plündernden Banden gelegt, die durch die zerstörte Stadt zogen.
Bei den beiden für diese Sammlung zusammengestellten Quellen handelt es sich um Übersichten über die Ereignisse vom 1. November 1755 und den folgenden Tagen und Wochen. Zusammengetragen wurden die Informationen aus Zeitungsartikeln, Briefen, persönlichen Berichten usw. zeitgleich zu deren Erscheinen Ende 1755 und Anfang 1756. Die Nachfrage nach solchen Nachrichten war groß, ein Naturereignis dieses Ausmaßes weckte Neugier, wissenschaftliches Interesse, religiösen Eifer und ganz besonders Verunsicherung.